
Die Sphinx 2017 , 75 x 58 cm
Eine Sphinx ist ein Mischwesen , teils Tiergestalt - im Löwenkörper - , teils Mensch - menschlicher Kopf .
Diese Löwin sieht freundlich aus und scheint ihre animalischen Anteile gut unter Kontrolle zu haben .
Doch schaut sie rückwärtsgewandt in die Vergangenheit . Entsprechend ist ihre Umgebung als das Calenberger
Land zu deuten , in dem Ruth Gast geboren ist . Hier befindet sich das erste Mittelgebirge , wenn frau von
Norden kommt . Es ist noch flach und erstreckt sich über den Horizont des Bildes . Um dort hinzugelangen ,
braucht es eine Tagesfahrt mit dem Auto (unten links) . Ein Verwandter wartet auf dem rosafarbenen
Grundstück .Bäume der dort zahlreichen Alleen wachsen bis in den Himmel hinein . Je länger die
Abwesenheit von der einstigen Heimat , desto fantastischer die Erinnerung .

Simsalabim 2014 , 86x127cm
Die Zauberei auf dieser Spielwiese wird vor allem initiiert von der Zauberin am rechten Bildrand ,
doch auch die Katze mit dem Akkordeon verzaubert die Welt anhand von menschlichen Gliedmassen
mit ihren Klängen . Im Mittelpunkt des Bildes unterdessen die Gesichtslose , verharrend angesichts
eines Übergriffs anonymen Ursprungs . Angespannt und diagonal sowohl die laufende Leinwand
rechts davon , in die noch einmal ein kleiner Mann eintreten will , ungeachtet des fliegenden Fisches
weiter vorne , als auch das Huftier mit dem Reitedeckchen auf dem Rücken . Wer fliehen will ,
könnte aufspringen , würde aber wohlmöglich schnell abgeworfen werden . Am Horizont schliesslich
das Urgetier , aus Wolken geformt .
Wir schaffen uns unsere Welt durch unsere eigene Sicht . Dies könnte Motto dieses Bildes sein .

Helden 2013 , 69 x 81 cm
Der Cowboy , die Indianerin , männlicher Held , weibliche Heldin ,
beide in oppositioneller Haltung , nebeneinander aufgereiht und
visavis zur Betrachterin . Eine spaltende Linie scheint auf den
Schultern des Cowboys durch die Bildmitte zu verlaufen , Köpfe
und Körper trennend. Ein Indianer weint nicht , so ein Held kennt
keinen Schmerz , alte Introjekte , die heute losgelassen werden ,
was auch der Gesichtsausdruck der Indianerin zeigt , die ihre
emotioale Involviertheit nicht zurückhält , anders als der trotzige
Cowboy . So wie der Schnurrbart kunstvoll gezwirbelt , so verkniffen
sein blutleerer Mund , noch ganz in der alten patriarchalen Rolle
des Zähnezusammenbeissens verhaftet .
Hier handelt es sich fiktiv um zwei Wesensanteile , die auch eine Frau
haben kann und die sie in dieser männlich orientierten Gesellschaft
genauso innehat wie ein Mann .

Die Rede 2013 , 71 x 90 cm
Drei Personen auf einer Ebene im Vordergrund , davon die Rednerin selbst , eine schöne
androgyne Frau , auf einer surreal verbeulten Tischplatte posierend , eine Hand gestikulierend ,
die andere auf das linke Knie gestützt , vielleicht , um besseren Halt zu erlangen . Die mittlere
Figur - ob Frau oder Mann ist unklar , da der nackte Oberkörper in der Brustregion verdeckt ist -
wirkt völlig verblüfft ob des Gesagten , angetan , bewundernd , aber auch abwehrend .
Am verwirrensten für uns als BetrachterInnen jedoch ist die Fotografin ganz rechts , denn
neben der pupillenähnlichen Kameralinse besitzt diese Person doch tatsächlich vier Augen .
Ihrem gleich mehrere Ebenen und Situationen erfassenden Blick entgeht nichts . Die Rede
scheint hier genauestens verfolgt , festgehalten und überprüft zu werden .
Eine Frage bleibt dabei völlig offen : Was erzählt die Rednerin ?

Schall und Rauch 2013 , 89 x 138 cm
Die Fischerin rechts oben scheint reiche Ausbeute gemacht zu haben . Was sie heute an Land
zieht , ist ein Fisch , in dem eine Frau gefangen ist , und sie hat schwer am Netz zu ziehen .
Die eingesperrte Frau ist zudem farbig , gehört einer Minderheit an und hat allen Grund , sich
befreien zu wollen . Derweil läuft die Künstlerin mit Bart und einem ganzen Strauss an männlichen
Genitalien in Richtung Bildrand und wird bald verschwunden sein , würde die Handlung fortgesetzt
werden . In der entrückten Mitte eine winzige Behausung mit Bewohnerin und davor ein Weg , der
zu einem abgeschlagenen Stamm führt , auf dem wir die Beine und Schuhe einer Gestalt sehen .
Hinten eine Rakete vor einem hohen Berg .
Das Bild entält vielerlei Symbole . Allgemein stehen die Beine mit Schuhen meist für VerfolgerInnen
und Verfolgte , die Rakete für Fluchtgedanken oder Aufbruch und eine Frau als Mann für innere
männliche Anteile oder Introjekte männlicher Bezugspersonen .
Schall und Rauch meint die Flüchtigkeit der Gedanken und des Gehörten , symbolisiert in rosafarbenen
Wolken am oberen Bildrand , und auch , dass sie für eine wichtig , für andere völlig nebensächlich und
quasi nicht existent sein können .
Die Fäden in der Hand 2013 127 x 101 cm

Hier geht es subtil darum , wer die Fäden
in der Hand behalten und alles bestimmen
kann . Und ? Es ist die Person auf der
zweiten Etage , von der nur noch die
Schuhe zu sehen sind .
Diese hält eine Frau , die wie Christus bei der
Kreuzabnahme willenlos nach unten sackt ,
vor ihr eine zweite Version ihrer selbst ,
schaukelnd und nackt . Als Drittes ist sie
als Grösste links vorne zu sehen und gibt
sich selbst einen Anstoss . Doch , was hilft
das, wenn wer anders die Fäden in der
Hand hält ? Ausserdem wird sie behutsam
zurückgehalten durch die rothaarige Frau,
die mehr Abstand zu haben scheint
und wissend zur Betrachterin schaut .
Und noch weitere Personen sind auf dem
diffusen komplizierten Bild .
Rechts eine Bauarbeiterin , statisch und abwartend . Und schliesslich die Frau, die alles malt .
Sie arbeitet gerade an dem Bildnis der " Kreuzabnahme " . Diese Konstellation bearbeitet surreal
einen Konflikt , der sich real wie viele Probleme nicht so einfach lösen lässt . Doch dazu sind die
Träume da .

Die Klarinettistin 2012 127 x 84 cm
Nicht nur , dass ihr von einer Dienerin im
Lendenschurz zugeprostet wird , auf dass sie
das halbe , volle Wasserglas ( und nicht das
halbe Leere ) wahrnehme : die Klarinettistin
hält sich selbst fest in beiden Händen . Ihr
Instrument wirkt indes wie ein Dolch .
Im Hintergrund die Grünäugige , beobachtend
und repräsentativ für die Zuschauermenge
bei einem Auftritt der Klarinettistin , die
visavis mit ihrem Lampenfieber tapfer
geradeaus zu uns hinblickt .

Stalking Lady
Eine in ihrer ganzen Körperhaltung defensive Frau in rotem Kleid wirft komplementär
einen grünen Schatten an die weisse Tafel hinter sich und wird unverhohlen beobachtet
von einer anderen Frau, die verlockend eine kleine Sonne in der einen Hand hält
und dreiäugig ist . Es handelt sich um die Stalkerin , die stalkt und stelzt in Stiefeln mit
schmalen Absätzen und verunsichert die Frau in rotem Kleid . Beide sind teils unheilvoll ,
teils wie freiwillig und in Rollenaufteilung verstrickt miteinander verbunden .
Stalking Lady 2011 , 81x73 cm