Intention :
Was intendiere ich mit meinen Werken ?
Ich habe auf jeden Fall ein Sendebewusstsein . Ich möchte so viele Menschen wie möglich
erreichen und dabei ganz bestimmt nicht nur Insider . Ich betrachte es als besondere
Auszeichnung , wenn jemand , die/der sozusagen keine Ahnung von Kunst hat , etwas mit
meinen Bildern anfangen kann . Ich hoffe , dass die BetrachterInnen sich selbst in meinen
Bildern wiederfinden können .
Und ich will sie insofern etwas missionieren , als sie sich ihre eigenen Ängste und Schwächen
ansehen und sich ihren Konflikten im Umgang mit anderen Menschen stellen . Das ist durchaus
ein therapeutischer Ansatz . Ich bin psychologisch sehr interessiert und auch geschult , könnte
frau sagen . Dabei möchte ich mich von der breiten Masse abheben , die meiner Ansicht nach
eher den Zeitgeist der Beziehungslosigkeiten wiedergibt und die allgegenwärtige Einsamkeit ,
den narzistischen Egotripp zitiert , ohne auf Lösungsmöglichkeiten hinzuweisen .
Meine Bilder sind frauenpolitisch .
Sehr oft kommen androgyne oder auch ganz klar männliche Figuren vor , die aber
meistens Wesensanteile einer Frau sind , meistens meine eigenen Anteile . Nach dem Prinzip der
Tiefenpsychologie teile ich den Menschen in ihre/ seine Wesensanteile auf , die miteinander
agieren bzw.streiten oder kooperieren , je nach dem . Diese Anteile werden repräsentiert durch
bestimmte Typen , teilweise erfunden , teilweise aus meinem realen Umfeld übernommen .
Stil :
Wie erklären Sie sich Ihren Stil bzw. warum malen Sie z.B. gegenständlich ?
Das war ein weiter Weg . Im Studium beschäftigten wir uns im ersten Semester eigentlich
ausschliesslich mit „Schrott“ -Stilleben oder Aktzeichnen , also betrieben Naturstudium ,
übrigens ohne je in die Natur zu gehen , die in Berlin eh zu Wünschen übrig lässt .
Ich habe deshalb später einen grossen Nachholbedarf an Landschaftsmalerei entwickelt .
Spätestens im vierten Semester wurde verlangt , nun frei davon zu werden und eine eigene
Sprache zu finden . Ich wechselte damals gerade den Prof und bekam dann erfreulicherweise
nur noch Bestätigungen von dem , was ich bereits machte : nämlich vor allem Radierungen
und düstere Ölbilder mit Menschendarstellungen , die thematisch und stilistisch der Kunst Max
Beckmanns verwandt waren , ohne dass ich mich jedoch bewusst mit dem Maler beschäftigt
hätte , in dessen Werk Blechblasinstrumente , brutale Szenen und überfüllte Räume
vorkommen , was bei mir damals auch der Fall war . Erst nach dem Studium begann ich ,
einzelne Kunstepochen durchzugehen .
Ich studierte sozusagen zuerst den Impressionismus , dann den Kubismus und schliesslich den
Expressionismus , dem mein Werk heute am ehesten zugeordnet wird .
Wir haben alle Vorbilder . Meines ist die klassische Moderne . Natürlich habe ich mich auch mit
ungegenständlicher Malerei beschäftigt , doch erfüllt diese nicht die Kriterien meines
Sendebewusstseins , das ich an anderer Stelle ( Intention meiner Malerei ) angeführt habe.
Berufung :
Wie sind Sie dazu gekommen , Kunst zu machen ?
Ich bin von klein auf dazu angeregt worden . Meine Mutter ist Kunsterzieherin gewesen.
Sie erzählt , dass ich , wenn ich aus dem Kindergarten kam , sofort zu Papier und Kreiden
gegriffen und mich auf diese Weise darüber ausgedrückt hätte , was ich zuvor erlebt
hatte . Dieses Prinzip habe ich bis heute beibehalten .
Die Mittel dazu habe ich mir vor allem durch Anregungen wie Museumsbesuche
oder Tipps von meiner Mutter , aber vor allem durch viel Übung und Praxis angeeignet .
Weniger informativ war das Studium an der Hochschule . Es diente eher als abschreckendes
Beispiel , wovon frau sich eben gerade nicht einschränken und beeinträchtigen lassen sollte ,
gab mir aber auf der anderen Seite das Grundgerüst des Naturstudiums und Arbeiten auf
grösseren Formaten mit Medien wie der Ölfarbe oder in der Grafik der Radierung mit .
Ich hatte zuerst Kunsterziehung studiert und sattelte dann im selben Fachbereich auf Freie
Malerei um .
Eigentlich hätte ich Orchestermusikerin werden sollen , und so spielte ich in Berlin viel
auf der Trompete und nutzte dabei die Kontakte zu den MusikerInnen an meiner Hochschule .
Nachdem ich mich nach dem Studium teilweise als Trompetenlehrerin versucht hatte , wurde
mir klar , dass ich zur Kunst berufen bin und die finanziellen Durststrecken , die das mit sich
bringt , in Kauf nehmen würde . Ich habe es bis heute nicht bereut .
Die Kunst spiegelt auf direkteste und expressivste Art mein Seelenleben wieder und ich brauche
sie für mein inneres Gleichgewicht .